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Die Geschichte des bayerischen Buchhandelsverbands

1879 - 1959

Vorgeschichte

Süddeutscher Buchhändlerverein

Nach der Gründung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig 1825 dauerte es 55 Jahre bis die bayerischen Buchhändler zu einem regionalen Zusammenschluss fanden. Dass Bayern so spät zu einem eigenen Verband kam, hatte mehrere Gründe:

Obwohl München Regierungssitz war, war diese Stadt für den Buchhandel noch nicht wichtig geworden. Die weit wichtigeren Buchhandelsstädte waren Nürnberg und Augsburg. Ein anderer Grund war, dass Bayern sich im bereits bestehenden Süddeutschen Buchhändlerverein mit dem Vorsitzenden Ernst Rohmer (Mitinhaber der C.H. Beckschen Verlagsbuchhandlung) gut vertreten sah. Ernst Rohmer war der große Kämpfer für ein gemeinsames deutsches Urheberrecht und für die Beseitigung eines inflationären Kundenrabatts. Als dann der Bayerische Buchhändlerverband gegründet wurde, gehörte er von Beginn bis zu seinem Ruhestand 1884 dessen Vorstand an.

1879

Gründung des Bayerischen und des Münchener Buchhändler-Vereins

Die Gründungsversammlung des Bayerischen Buchhändler-Vereins fand am 4. August 1879 in München statt. Erster Vorsitzender wurde der aus Anhalt stammende Theodor Ackermann, weitere Vorstandsmitglieder waren Carl Schöpping aus München und Theodor Lampart aus Augsburg, der sich 1881 stark für die Durchsetzung der "Krönerschen Reform" (fester Ladenpreis, Verbot des Kundenrabatts, Vorschriften für das Kreditwesen) engagierte.

Am 29. Dezember 1879 wurde zusätzlich der Münchner Buchhändlerverein ins Leben gerufen, um lokale Interessen besser vertreten zu können. Er wurde aber jahrelang vom selben Vorstand geleitet. Die erste ordentliche Hauptversammlung fand am 3. August 1880 in Nürnberg statt. Dem Verein gehörten damals 55 Mitglieder an. Wettbewerbsfragen und Forderungen nach Verkehrssperren und geregelten Rabatten waren damals an der Tagesordnung.

München war in den Jahren um die Jahrhundertwende nach Leipzig, Berlin und Wien an die vierte Stelle der Verlagsstädte gerückt. Trotzdem konnte man noch nicht von einer "Bücherstadt München" sprechen: lediglich 4% der verlegten Bücher kamen im Jahre 1908 aus München.

1914 entstand die Vereinigung Münchener Verleger und 1919 der Münchener Sortimenterverein. Dadurch hat sich jedoch für den Münchener Buchhändler-Verein nichts geändert, da er als Organ des Bayerischen Buchhändler-Vereins nicht untergehen konnte. 1921 schlossen sich dann die Sortimentervereinigung für Oberpfalz und Niederbayern dem Bayerischen Buchhändler-Verein an.

1933 - 1945

Nationalsozialismus: Reichskulturkammergesetz

Das Reichskulturkammergesetz verordnete 1933 eine Mitgliedschaft für Verlage und Sortimente in der Reichsschrifttumskammer. Die damit zusammenhängenden Verbote für Schriftsteller und Mitarbeiter hatten auch ihre Auswirkungen auf bayerische Unternehmen; weniger für Verlage, denn von den namhaften jüdischen Häusern war nur der Delphin Verlag Dr. R. Landauers in München ansässig.

Aber eine ganze Reihe von jüdischen Buchhandlungen und namhaften Antiquariaten gab es vor der Machtergreifung in Bayern. Emil Hirsch und die Rosenthals hatten in München ihre Firmen. In Würzburg arbeitete Lazarus, in Nürnberg Mary S. Rosenberg. Sie alle, die Inhaber, ihre Partner oder Erben entkamen wie durch ein Wunder der Verfolgung durch die Nazis. Nationalsozialistische Verlage wurden zwar durch die Kriegswirren genauso getroffen wie Verlage, die Unpolitisches druckten (z.B. religiöse Verlage); allerdings wurden diese "unpolitischen" Verlage bei der Zuteilung von Papier sehr viel schlechter bedacht.

1945

Chance zum Neubeginn

Der Zusammenbruch im Mai 1945 war für den Buchhandel eine Chance zum Neubeginn. Bereits eine Woche nach Kriegsende gründete man einen Arbeitsausschuss für den Bayerischen Buchhandel und bis zum September hatten nahezu sämtliche Münchner Buchhandlungen wieder geöffnet. Außerdem waren in München 54 Verlage zugelassen, im übrigen Bayern weitere 40, die zunächst ihre alten Bestände, soweit vorhanden, vertreiben konnten. Die erste Lizenz für einen Verlag erhielt Kurt Desch für seinen Zinnen-Verlag im November 1945. Im Februar 1946 folgte dann eine Liste mit den ersten 50 Verlagen, die für eine Neuproduktion lizenziert worden waren.

1946 - 1949

Neuaufbau buchhändlerischer Organisationen

Im Februar 1946 traf man sich zur "Drei-Länder-Besprechung" in der amerikanischen Zone. Der Neuaufbau der buchhändlerischen Organisationen war das Thema. So wurde im Juni dann der Landesverband der Bayerischen Buchhändler gegründet, als erster Vorsitzender wurde Dr. Ernst K. Stahl von der Lentnerschen Buchhandlung gewählt. Auf dieser Versammlung wählte man auch eine Frau, Barbara Leinzinger, in einen der Ausschüsse des neugegründeten Verbandes. Das hatte es in der Geschichte des bayerischen Buchhandels bisher noch nicht gegeben.

Im selben Jahr gründete sich der Fachverband der lizenzierten Verleger Bayerns (später: Fachverband Bayerischer Verleger), um über Themen wie Preisüberwachung und Verlagsrecht aber vor allem die Papierknappheit zu beraten. Die Sortimenter gründeten fünf Monate später ihren Fachverband Bayerischer Sortimenter.

Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren für den Buchhandel schwere Jahre; zwar verschwanden nach und nach die Rationierungen, doch die Menschen brauchten ihr Geld für Lebensnotwendiges ("Freß- und Kleiderwelle") und nicht für Bücher. In dieser Zeit entstand die Idee des Billig-Buches, die Rowohlt 1950 mit dem rororo-Taschenbuch zuerst realisierte.

In den Jahren 1947 bis 1949 hießen die Vorsitzenden bzw. ihre Stellvertreter Dr. Stahl bzw. Dr. Hanser. Eine Änderung trat 1950 mit der Wahl von Horst Kliemann ein. Seine Stellvertreter waren Dr. Rinn und Fritz Lempp.

1950 - 1959

Bayerischer Verleger- und Buchhändlerverband

1950 verwandelten sich die Fachverbände in Fachausschüsse. Der frisch umbenannte Bayerische Verleger- und Buchhändlerverband bekam erstmals einen Geschäftsführer: Max Ritter von Pohl, der aber schon 1951 von Annedore Engelmann abgelöst wurde, die dem Verband als Geschäftsführerin bis 1979 erhalten blieb. Die Mitgliederversammlungen fanden ab diesem Zeitpunkt in verschiedenen bayerischen Städten und nur noch alle zwei Jahre statt.

1959 startete das inzwischen traditionsreichste Projekt der Leseförderung, der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels der 6. Klassen. Dieser Wettbewerb geht von Klassen- und Schulentscheiden über Stadt- und Bezirksausscheidungen bis hin zu einem großen Landesentscheid. Die Landesentscheide werden von den jeweiligen Landesverbänden ausgerichtet, so auch der bayerische. Die Landessieger treffen dann im Bundesentscheid aufeinander. An dem Vorlesewettbewerb, der vom Börsenverein koordiniert wird, nehmen inzwischen 650.000 Schülerinnen und Schüler (2002) teil.