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Kultur & Lesen

Geschwister-Scholl-Preis

Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben. Der Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. gemeinsam mit der Landeshauptstadt München seit 1980 vergeben und ist mit € 10.000,- dotiert.

Ausgezeichnet wird ein Buch, das im Jahr der Preisverleihung oder im Jahr davor erschienen ist. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Der Kulturausschuss der Stadt und der Vorstand des Verbands entscheiden über die Vergabe des Preises auf Vorschlag einer Fachjury. Die Preisträgerin oder der Preisträger wird in der Regel Anfang Oktober bekanntgegeben. Die Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises 2025 in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München ist für den 25. November 2025 geplant (nur mit Einladung).

Geschwister Scholl-Preis 2024

Katerina Gordeeva, Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg

Der 45. Geschwister-Scholl-Preis wurde am 26. November 2024 in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität in München an Katerina Gordeeva verliehen. Oberbürgermeister Dieter Reiter und Klaus Füreder, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern e.V. (rechts), überreichten als Stellvertreter der Stifter die Urkunde. Die Laudatio hielt Alice Bota.

Jurybegründung:

Wo der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nicht viel mehr als eine wiederkehrende Nachricht ist, macht man sich selten klar, was er für einzelne Menschen konkret bedeutet: Inmitten unglaublicher Zerstörung leben zu müssen, mit der Bedrohung für den eigenen Körper und das nackte Leben, mit dem Tod von Freunden, Nachbarn, Familienmitgliedern, mit konstanter Gewalt. In 24 Porträts von Überlebenden vor allem aus der Ukraine stellt die Journalistin Katerina Gordeeva die brutale Realität dieses Krieges dar.

In ihrem auch literarisch sehr beeindruckenden Buch „Nimm meinen Schmerz“ stehen die Stimmen dieser Frauen und einiger Männer im Vordergrund. Gordeeva protokolliert in langen Passagen direkter Rede deren Erleben. Aber sie zeigt sich doch auch selbst und ihre schwierige Rolle als Reporterin, die selbst aus dem Land kommt, das Krieg und Leid über ihre Gesprächspartnerinnen gebracht hat. Zumal sie ihre Interviews auf Russisch führt, für viele Gegenüber die kaum noch zu ertragene Sprache des Aggressors.

Katerina Gordeeva ist 1977 in Rostow am Don geboren. Vor allem durch ihre Dokumentarfilme und Fernsehsendungen wurde sie eine der bekanntesten Journalistinnen Russlands. Nach der Annexion der Krim 2014 ging sie ins Exil und lebt heute mit ihrer Familie in Lettland. Die russische Regierung führt sie als „Ausländische Agentin“, denn sie veröffentlicht unermüdlich weiter Dokumentationen, vor allem über ihren Youtube-Kanal, dem 1,68 Millionen Menschen folgen. Einen Film aus dem ersten Kriegsjahr 2022 über Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, baute sie zu diesem Buch aus: „Nimm meinen Schmerz“ [...]

Der vollständige Text der Jury-Begründung sowie das vollständige Archiv des Geschwister-Scholl-Preises mit allen Reden ist zu finden unter www.geschwister-scholl-preis.de.

Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises 2024