CLAUS-Interview: Heyne Verlag
Bloggen ist ein Trend – auch in der Buchbranche. Carolina Teichmann Cravo arbeitet als Volontärin beim Heyne Verlag und betreut dort unter anderem Bloggende über das Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House.
Sie erklärt im Interview mit CLAUS, warum Bloggende für die Buchbranche wichtig sind und welches Entwicklungspotential sie sieht.
CLAUS: Wie kam es denn dazu, dass du nun ausgerechnet Bloggende betreust?
CTC: Nach meinem Studium und Praktika bin ich über Umwege als Volontärin bei Heyne gelandet. Ich arbeite dort in der Presseabteilung und betreue hauptsächlich den Bereich Heyne Taschenbuch Belletristik und Heyne Fliegt. Meine Schwerpunkte liegen bei Kinder- und Jugendbüchern, Science Fiction und Fantasy. Die Bloggerbetreuung lag schon zum Start meines Volontariats bei mir. Nach einer Umstrukturierung im Team bin ich jetzt für die Bloggerrelations eines umfangreicheren Bereichs zuständig und betreue im Heyne Taschenbuch auch die Titel der Allgemeinen Reihe, wie Krimis und Liebesromane. Als Bloggerbeauftragte für diesen Bereich kümmere ich mich um Rezensionsanfragen, bin Ansprechpartnerin für Bloggende und plane verschiedene Aktionen.
CLAUS: Welche Bedeutung haben denn Bloggende für die Buchbranche?
CTC: Bloggende sind sehr wichtig, um Sichtbarkeit für einzelne Titel zu generieren. Sie sind wichtige Multiplikatoren innerhalb der Leserschaft und sprechen das Zielpublikum des Buches unmittelbarer an. Mehr noch: Follower suchen aktiv Empfehlungen und lassen sich inspirieren. Außerdem bedienen Bloggende unterschiedliche Social Media-Plattformen. So ist es möglich, die unterschiedlichen Vorlieben anzusprechen und das Buch bewusst zu platzieren – sei es auf einem BookTube-Kanal oder auf Instagram. Wir verstehen die Arbeit mit Bloggenden als perfekte Ergänzung zur herkömmlichen Pressearbeit.
CLAUS: Wie sieht deine Arbeit mit dem Bloggerportal aus?
CTC: Die Hauptarbeit, die auch die meiste Zeit in Anspruch nimmt, besteht darin, Rezensionsanfragen zu beantworten und Empfehlungen weiterzugeben. Wir können nicht jedem Wunsch nach Rezensionsexemplaren nachkommen, denn wir haben ein begrenztes Kontingent und wählen für den jeweiligen Titel spezifische Blogs und Kanäle aus. Außerdem kontrollieren wir auch, ob die Bücher, die wir verschicken, tatsächlich besprochen werden. Über das Bloggerportal hinaus, werde ich oftmals für Aktionen wie zum Beispiel Blog-Touren angefragt.
Grundsätzlich ist in der Zusammenarbeit gegenseitige Wertschätzung wichtig. Auch wenn es darum geht, die Leidenschaft für Bücher zu teilen, können wir nicht alle Anfragen bedienen.
CLAUS: Nach welchen Kriterien bewertest du die Blogs?
CTC: Das kann man nicht wirklich verallgemeinern, das hängt natürlich von dem angefragten Titel ab. Grundsätzlich achten wir auf die Reichweite, welche Kanäle bespielt werden, wie lange und ausdauernd jemand ist, ob nur „ein-Wort-Beschreibungen“ oder Klappentext-Rezensionen vorhanden sind, wie das Buch in Szene gesetzt wird, wie der Blog gestaltet ist und so weiter. Denn ein Buch muss nicht nur hübsch auf einem Foto aussehen, auch wenn ein „Instagram-Cover“ vielleicht hilft, sondern es geht vor allem um den Inhalt.
Dann geht es auch ein bisschen um das Gefühl, das ich bei einem Blog habe. Wenn jemand zum Beispiel erst wenige Rezensionen veröffentlicht hat oder noch nicht lange bloggt, ich aber Potential sehe, schicke ich ab und an ein Rezensionsexemplar und schaue dann, wie sich der Blog entwickelt.
Bloggen liegt im Trend. Manchmal fragen die Bloggenden allerdings viele Titel auf einmal an, schaffen es aber nicht, alle zu bearbeiten. Mein Tipp ist also, sich nicht zu übernehmen.
CLAUS: Worin siehst du denn noch ungenutztes Entwicklungspotential?
CTC: In Aktionen – die Community ist sehr gut vernetzt und offen dafür, zusammen Aktionen zu gestalten. Dazu zählen beispielsweise die vorher schon erwähnten Blog-Touren. Viele Bloggende sind sehr kreativ und es ist wunderbar, die vielfältigen Meinungen zu lesen und zu sehen wie Titel in Szene gesetzt werden.
Die meisten unserer Rezensenten betreiben einen eigenen Blog und bedienen andere Plattformen zusätzlich. Trends auf Social Media sind sehr schnelllebig, daher ist das Timing für solche Aktionen essentiell, um das Buch passend zu platzieren. Ich hatte die Idee, den Instagram-Trend #Unpacking zu nutzen und habe zu Weihnachten „Ein Tag im Dezember“ von Josie Silver als Geschenkt verpackt an Bloggende verschickt. Die Reaktionen darauf waren super, die Bücher tauchten nicht nur in den Instagram-Stories auf, sondern wurden auch in ‚normalen Posts‘ wunderschön inszeniert.
CLAUS: Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
CTC: Am besten gefällt mir, dass ich das Feedback zu meiner Arbeit direkt sehe und unmittelbar reagieren kann – wie etwa mit der Weihnachtsaktion. Außerdem gefallen mir die kreativen Ideen, die die Blogger haben und der Austausch zu unseren Titeln. Es ist einfach schön, mitanzusehen, wie Bücher verbinden können.