Am 20. März durften wir zu 13. die Druckerei der Friedrich Pustet GmbH besuchen. Ein außerordentlich spannendes Erlebnis mit visuellen, haptischen und olfaktorischen Impressionen.

Vor dem Gebäude der Friedrich Pustet GmbH in Regensburg erwarteten und begrüßten uns der Leiter der Buchhandlungen Anton Neugirg und der Betriebsleiter der Druckerei Florian Hetzenecker. Gemeinsam gaben Sie uns einen kleinen geschichtlichen Abriss des Standortes, den die Druckerei im Jahr 1956 bezog und der sich ab diesem Zeitpunkt nach und nach zu dem beeindruckenden Bauwerk von mittlerweile über 21.000 m² entwickelte – O-Ton von Herrn Hetzenecker: „Das hier war alles grüne Wiese.“

Die Friedrich Pustet GmbH ist ein Familienunternehmen, dessen Buch-Geschichte vor über 200 Jahren im Juli 1820 begann. Heute leiten Friedrich Pustet und seine Schwester Ursula das Unternehmen in der 6. Generation und uns wurde berichtet, dass seit einem dreiviertel Jahr auch schon die nächste Generation im Hause sitzt und mitarbeitet. Ein Fakt, über den sich die Mitarbeitenden und die Geschäftsleitung natürlich sehr freuen! Insgesamt sind es rund 180 Personen, die in dem Gebäudekomplex arbeiten, davon sind etwa 10 auf den Verlag, 160 auf den technischen Betrieb (sie arbeiten im 3-Schicht-Betrieb) und weitere auf die Verwaltung aufgeteilt. Inklusive der Buchhandlungen beschäftigt die Friedrich Pustet GmbH ganze 450 Personen. Das Unternehmen gehört dem Arbeitgeberverband an und bietet seinen Mitarbeitenden damit eine tarifliche Vergütung.

Dann ging es in das Gebäude, unter dessen Dach sich sowohl die Geschäftsleitung des Verlags, als auch die Druckerei und Binderei befinden. Die erste Station war im dritten Stock, wo die Geschäftsleitung sitzt, sich aber auch die Druckvorstufe befindet. Da es keinen Satz im Hause gibt, senden Verlage die fertigen Daten an die Kolleg*innen hier. Dafür gibt es ein besonderes Portal, auf das die Daten von den Verlagen und Kunden hochgeladen werden können. An den Rechnern werden die besagten Druckdaten geprüft und dann die Seiten ausgeschossen – das bedeutet, sie werden fachgerecht angeordnet – sodass z.B. 48 Seiten (siehe Bild) auf einen Bogen passen. Je größer die Seiten, desto weniger passen auf einen Bogen. Diese Anordnung wird im Anschluss auf Aluminiumplatten belichtet. Die dafür verwendete Belichtungsmaschine beeindruckte besonders. Sie wurde als nächstes im Nebenraum besichtigt und kann bis zu 70 IIIB Platten pro Stunde erstellen.

Im Anschluss ging es wieder drei Stockwerke nach unten in die Druckerei. Die Druckerei ist bislang noch nicht in das große Geschäft des Digitaldrucks eingestiegen. Auch wenn das die Zukunft ist, so Florian Hetzenecker, bedarf es hier Zeit und Ruhe, um dies zu planen, da es sich bei solchen Investitionen um sehr große Beträge handelt. Schon die Maschinen, die bei der Pustet Druck stehen, haben jeweils einen Wert zwischen 100.000 Euro und 5 bis 6 Millionen Euro. In jedem Fall sind die Aufträge da. Interessanterweise hatte die Druckerei sogar in der Zeit von Corona eine ihrer erfolgreichsten Zeiten. Es gab nur wenige Tage Kurzarbeit und sie hatten frühzeitig ihre Papierkapazitäten von 700 Tonnen, auf 1500 Tonnen erhöhen können. So waren sie auch in der Phase der Papierknappheit fähig, in gewohntem Ausmaß zu drucken und auszuliefern – Florian Hetzenecker berichtete sogar von steigenden Auftragszahlen aufgrund ihres glücklichen Händchens beim Papiereinkauf. Das Papier von Pustet kommt im Übrigen aus Deutschland, Finnland, Österreich und Schweden.

Auf den verschiedenen Druckmaschinen können Bücher vierfarbig oder nur schwarz gedruckt werden. Des Weiteren verfügt die Druckerei über 2 Buchkantendrucker, mit denen die Bücher mit digitalen Farbschnitten veredelt werden können. Viele der Bücher werden auf der Rotationsmaschine gedruckt. In der Buchbinderei werden dann die einzelnen Teilprodukte (Inhalt, Bezug, Schutzumschläge, Vorsätze) zu einem Buch zusammengefügt. Die Lautstärke in der Halle übertrumpfte sogar noch die der Druckmaschinen.

Was für eine Vielfalt an Maschinerien und Prozessen zu sehen war und die vielen Informationen, die wir noch an diesem Tag bekamen, lassen sich nicht vollständig in einem unserer Berichte niederschreiben und würden vermutlich auch noch eine Ausbildung oder ein Studium benötigen! Daher lassen wir jetzt die Bilder sprechen und bedanken uns vielmals bei der Friedrich Pustet GmbH und besonders bei Florian Hetzenecker, der uns knapp 2,5 Stunden durch das Gebäude und die Prozesse geleitete. Wenn wir den Heimweg nicht hätten antreten müssen, wären wir noch länger geblieben. Es war uns ein Vergnügen!